Wir sprachen mit Firas Alsahin von 4Space Design, der das Work Café konzipiert hat.
Öffentlich zugängliche Arbeitsräume werden in Städten immer wichtiger. Was sind deiner Meinung nach die entscheidenden Aspekte bei der Gestaltung von „Dritten Orten“ wie einem Work Café?
Die wichtigsten Aspekte sind Flexibilität, Komfort und Konnektivität. Dank der Flexibilität kann der Raum für eine Vielzahl von Aktivitäten genutzt werden, von konzentrierter Arbeit bis hin zu zwanglosen Treffen. Komfort ist von entscheidender Bedeutung, da er zu einer längeren Nutzung anregt und dafür sorgt, dass sich die Menschen in der Umgebung wohlfühlen. Konnektivität, sowohl in Bezug auf Technologie als auch auf soziale Interaktion, ist für die Förderung des Gemeinschaftsgefühls und den Austausch von Ideen von entscheidender Bedeutung.

Vielfalt durch Raumgestaltung
Das von euch entworfene Cosmo Café in Riad wird als „Dritter Ort“ von Künstlern und Remote-Arbeitenden genutzt. Welche unterschiedlichen Arbeitsbereiche habt ihr im Work Café geschaffen und wie seid ihr bei der Gestaltung vorgegangen?
Im Cosmo Café haben wir verschiedene Zonen konzipiert, die den unterschiedlichen Arbeitsstilen und Bedürfnissen gerecht werden. Es gibt ruhigere, abgelegenere Bereiche für konzentrierte Einzelarbeit sowie Gemeinschaftstische, die die Zusammenarbeit und soziale Interaktion fördern. Wir haben auch Loungebereiche mit bequemen Sitzgelegenheiten für informelle Treffen oder zum Entspannen eingerichtet. Die Raumaufteilung wurde sorgfältig geplant, um einen natürlichen Fluss innerhalb des Raums zu gewährleisten, sodass die Besucher je nach ihren Bedürfnissen problemlos zwischen den verschiedenen Arbeitsbereichen wechseln können. Wir nutzten visuelle Hinweise, wie zum Beispiel Veränderungen des Bodenbelags und der Beleuchtung, um die Menschen subtil durch den Raum zu führen und in jeder Zone eine andere Atmosphäre zu schaffen.

„Mein Ansatz besteht oft darin, organische Formen mit modernen Elementen zu kombinieren, um Umgebungen zu schaffen, die sowohl dynamisch als auch einladend wirken.“ Firas Alsahin
Die Macht der Farben und Materialien
Welche Rolle spielen Farben und Materialien bei der Gestaltung einer angenehmen Work Café Atmosphäre?
Farben und Materialien spielen eine elementare Rolle. Im Cosmo Café haben wir eine erdige Farbpalette mit natürlichen Materialien gewählt, um eine warme, einladende Umgebung zu schaffen, die Entspannung und Kreativität fördert. Die Verwendung von blauen Akzenten verleiht dem Café einen Hauch von Lebendigkeit und Energie, was die Produktivität anregt. Materialien wie Holz und Terrazzo wurden aufgrund ihrer Langlebigkeit und natürlichen Ästhetik ausgewählt und tragen zu einem Gefühl von Komfort und organischem Fluss im gesamten Raum bei. Das Zusammenspiel von Farben und Texturen hilft, unterschiedliche Zonen zu definieren und die Stimmung für verschiedene Aktivitäten im Café zu schaffen.
Ich glaube an die Gestaltung von Räumen, die eine Geschichte erzählen, Emotionen hervorrufen und die Sinne ansprechen und so einen bleibenden Eindruck bei den Menschen hinterlassen, die sie erleben.
Neben dem Cosmo Café in Riad habt ihr auch ein ähnliches Projekt in Al-Hasa realisiert. Ist das Arbeiten an „Dritten Orten“ ein Trend, den du in den arabischen Ländern immer häufiger feststellst?
Ja, in der arabischen Region gibt es einen wachsenden Trend, „Dritte Orte“ wie Cafés als Arbeitsräume zu nutzen. Da sich die Städte weiterentwickeln und die Arbeitsweise der Menschen flexibler wird, steigt die Nachfrage nach Räumen, die den Komfort von zuhause, die Konnektivität eines Büros und die Lebendigkeit eines öffentlichen Raums bieten. Dieser Trend ist nicht nur auf große Ballungszentren beschränkt; auch in kleineren Städten steigt die Nachfrage nach gut gestalteten „Dritten Orten“.
Unser Projekt in Al-Hasa ist ein Beleg für diesen Trend und spiegelt die allgemeine Entwicklung in der Region hin zu dynamischeren und anpassungsfähigeren Arbeitsumgebungen wider.

Der Baum im Cosmo Café ist ein Ankerpunkt, der den gesamten Raum zusammenhält.
Organische Formen mit Symbolkraft
Bei der Planung des Cosmo Cafés habt ihr viele organische Formen gewählt. Was ist dein liebstes Designelement?
Mein persönliches Lieblingselement im Cosmo Café ist der zentrale Baum. Er steht in der Lücke der Treppe und dient als Ankerpunkt, der den gesamten Raum zusammenhält. Der Baum bringt nicht nur ein natürliches Element in den Innenraum, sondern symbolisiert auch Wachstum und Kreativität, die Kernthemen des Cafés. Er ist ein lebendiger, atmender Teil des Designs, der ein Gefühl von Leben und Energie in den Raum bringt und die Gäste ermutigt, sich mit ihrer Umgebung auf sinnvolle Weise verbunden zu fühlen.
Welche Designer oder Künstler haben dich im Laufe deiner Karriere am meisten inspiriert?
Die kühnen, futuristischen Entwürfe von Zaha Hadid waren schon immer ein großer Einfluss, insbesondere ihre Verwendung organischer Formen und fließender Räume. Auch die Arbeiten von Tadao Andō, die sich auf Einfachheit, Licht und die Beziehung zwischen Architektur und Natur konzentrieren, haben meine Herangehensweise an das Design stark beeinflusst. Ich lasse mich auch von Künstlern wie Wassily Kandinsky inspirieren, dessen abstrakte Arbeiten die Grenzen der konventionellen Kunst sprengen und mich ermutigen, über den Tellerrand hinauszuschauen und neue kreative Möglichkeiten zu erkunden.
Wie würdest du deinen eigenen Designstil beschreiben?
Ich würde meinen Designstil als innovativ, erfahrungsorientiert und menschenzentriert beschreiben. Mein Ziel ist es, Räume zu schaffen, die nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch funktional und emotional sind.

Im Cosmo Café gibt es einen Gemeinschaftstisch, der speziell für Künstler eingerichtet wurde. Hier können sie zusammensitzen, zusammenarbeiten und Kunst schaffen.
Fazit: Raumgestaltung als kulturelle Brücke
Das Cosmo Work Café zeigt eindrucksvoll, wie Architektur, Design und soziale Bedürfnisse miteinander verschmelzen können. Es ist mehr als nur ein Ort zum Arbeiten – es ist ein Raum der Begegnung, der Inspiration und des kreativen Austauschs. Gerade in Zeiten zunehmender Digitalisierung und Urbanisierung braucht es solche „Dritten Orte“, die menschliche Nähe fördern und kulturelle Vielfalt erlebbar machen. Firas Alsahin und 4Space Design beweisen mit dem Cosmo Café, wie durchdachte Gestaltung eine lebendige Community entstehen lassen kann.
Das Interview mit Firas Alsahin erschien erstmals im Sedus LOOKBOOK N° 02. Hier können Sie sich die ganze Ausgabe des Magazins kostenfrei per E-Mail bestellen.
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