Multitalent Rote Bete – Just beet it

Multitalent Rote Bete – Just beet it

Rote Bete ist reich an Vitamin B, C, Kalium, Magnesium, Zink, Selen und Eisen. Sie wirkt blutreinigend, entsäuert den Organismus und hat positiven Einfluss auf den Stoffwechsel. Die sekundären Pflanzenstoffe der Roten Bete unterstützen das Immunsystem und besitzen eine entzündungshemmende Wirkung. Die Rübe ist ein echtes Multitalent.

Welche Auswirkungen haben aber die verschiedenen Anbaumethoden auf die Inhaltsstoffe des Gemüses? Und wie sieht es mit dem Dünger aus? Hat er Einfluss auf die ernährungsphysiologisch relevanten Inhaltsstoffe? Unter anderem wurden diese Fragestellungen bei dem Forschungsprojekt „Multitalent Rote Bete“ der „Universität Hohenheim“ untersucht, das von der Stoll VITA Stiftung finanziert wurde. Durch die Förderung konnten relevante Fragestellungen rund um den ökologischen Anbau und die Verwertung von Rote Bete in verschiedenen Lebensmittelprodukten erforscht werden. Wir sprachen mit Prof. Dr. agr. Simone Graeff-Hönninger über ihre Arbeit, die verschiedenen Wirkungsweisen von Rote Bete und wie wichtig es ist, Forschung zu demokratisieren.

Rote Bete ist nicht gleich Rote Bete? Welche Unterschiede haben Sie bei Ihrem Forschungsprojekt genauer betrachtet?

Wir haben uns im Projekt mit unterschiedlichen Sorten und Neuzüchtungen von Roter Bete beschäftigt und diese auf ihre agronomischen Eigenschaften wie Ertrag, Form, Aussehen, Farbe und Krankheitsanfälligkeit geprüft sowie auf diverse Inhaltsstoffe wie Gesamtzucker, Farbstoffe, Nitrat und Phenole getestet.

Welchen Einfluss hat die Anbaumethode auf die Inhaltsstoffe der Rübe?

Aus verschiedenen Studien ist bekannt, dass es in der Zusammensetzung und den Gehalten an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen deutliche Sortenunterschiede gibt. Das Potenzial von Zuchtlinien und Sorten von Roter Bete hinsichtlich ihres Gehalts an diversen ernährungsphysiologisch relevanten Inhaltsstoffen ist derzeit unerforscht bzw. ungenutzt. Zudem existieren nur wenige Erkenntnisse darüber, inwieweit die Inhaltsstoffe durch das Anbausystem (z. B. Düngerhöhe und -form) insbesondere unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus gezielt beeinflusst werden könnten. Ziel des Projekts war daher zu untersuchen, wie sich a) Sorte, b) Höhe der N-Düngung (Stickstoff-Düngung) und c) N-Düngerform im ökologischen Landbau auf gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe bei Roter Bete auswirken.

Das Projekt zeigte, dass insbesondere die Sortenwahl von hoher Relevanz ist, da sich die Sorten deutlich in ihren Inhaltsstoffen unterscheiden, aber auch stark beeinflusst werden durch die Umweltbedingungen und damit das Anbaujahr. Die geprüften Dünger und Düngerhöhen wirkten sich in erster Linie auf den Nitratgehalt in den Roten Beten aus, weniger auf die anderen Inhaltsstoffe. So zeigte sich beispielsweise, dass bei Produkten, bei denen ein hoher Nitratgehalt erwünscht ist (Sportgetränke oder Verwendung von Roter Bete als Nahrungsergänzungsmittel), die Anwendung des pflanzenbasierten Düngemittels Maltaflor in einer Menge von 100 kg N ha-¹ die höchsten Gehalte erzielen konnte.

Bei Ihrer Forschungsarbeit haben Sie einen Schwerpunkt auf den ökologischen Anbau gelegt. Eine Herausforderung war das Thema Dünger. Welche Beobachtungen haben Sie im Hinblick auf Ertragsunterschiede und Geschmack gemacht?

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts haben gezeigt, dass mit unterschiedlichen Mengen des Wachstums-Granulats Maltaflor, ein Düngemittel, das ganz ohne Kunststoffe und tierische Bestandteile auskommt, bei angepasster Düngung der Nitratgehalt der Roten Bete je nach Produkt in die gewünschte Richtung gelenkt werden kann.

Das Ergebnis ist wichtig. Warum? Bei Sportgetränken ist beispielsweise ein hoher Nitratgehalt gewünscht, da bewiesen ist, dass Nitrat die Kontraktilität der Skelettmuskulatur, die Krafterzeugung sowie die Sprint- und wiederholte Sprintleistung verbessern kann. Bei Babynahrung ist allerdings ein niedriger Nitratgehalt wichtig. Bei der Verarbeitung und Zubereitung von Lebensmitteln kann aus Nitrat Nitrit entstehen. Zuviel davon kann bei Säuglingen die Sauerstoffversorgung des Blutes beeinträchtigen. Das Ergebnis unserer Forschung zeigt, dass eine gezielte Sortenwahl für die angestrebten Endprodukte somit dringend zu empfehlen ist

Der Züchtungsprozess von neuen Sorten ist sehr aufwendig. Können Sie die jeweiligen Schritte für uns einmal erklären?

Für die Produktion von für die ökologische/biologische Produktion geeigneten ökologischen/biologischen Sorten ist die ökologische/biologische Züchtung unter den Bedingungen des ökologischen/biologischen Landbaus durchzuführen und sie hat sich auf die Verbesserung der genetischen Vielfalt, das Vertrauen in die Fähigkeit zur natürlichen Vermehrung sowie die agronomische Leistung, die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und die Anpassung an verschiedene lokale Boden- und Klimabedingungen zu konzentrieren. Alle Vermehrungsmethoden müssen in zertifizierter ökologischer/biologischer Bewirtschaftung durchgeführt werden.

Im Einzelnen besteht der Züchtungsprozess daher aus vielen Teilschritten, die sich über viele Jahre bis zur finalen Sortenzulassung hinziehen. Bei unserer Forschung haben wir Landrassen und alte Sorten als Basis genommen. Neben der Selektion unter Ökobedingungen, der natürlichen Kreuzung und Vermehrung sowie dem Erhalt der Samenfestigkeit waren am Ende die Sortenprüfung und Zulassung, die zwei bis drei Jahre dauern können, entscheidend. Wenn man diese Schritte berücksichtigt, kann es zwischen sieben und zehn Jahren dauern, bis eine neue Gemüse- sorte den Landwirten zum Anbau angeboten werden kann.

Die Stoll VITA Stiftung hat Ihre Forschungsarbeit finanziert. Durch diese Unterstützung wurden Ihre Forschungsergebnisse Landwirten frei zugänglich gemacht und nicht ausschließlich einem Züchter zur Verfügung gestellt, der sie am Ende vermarktet.

Wie wichtig sind frei zugängliche Forschungsergebnisse für die ökologische Landwirtschaft?

Die ökologische Landwirtschaft setzt auf genetische Vielfalt und regionale Anpassung. Offene Forschung ermöglicht es zum Beispiel Züchtern, Anbauern oder Verbänden auf eine breite Wissensbasis zuzugreifen und Sorten zu entwickeln, die standortangepasst und resilient gegenüber Stressfaktoren wie Trockenheit oder Krankheiten sind. Gerade im ökologischen Landbau arbeiten viele Projekte partizipativ, d. h. gemeinsam mit Landwirten. Frei zugängliche Daten und Erkenntnisse ermöglichen diesen Gruppen eine fundierte Entscheidungsgrundlage und einen gleichberechtigten Zugang zu Wissen.

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